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Kirch erhält Geldspritze von 800 Millionen DM fürs Pay-TV
Die Münchner Kirch-Gruppe erhält eine Geldspritze von fast 800 Millionen DM durch den Einstieg neuer Gesellschafter beim verlustreichen Pay-TV-Geschäft. Der saudische Prinz Al Walid und der US-Medien-Investmentfonds Capital Research werden sich im Zuge einer Kapitalerhöhung mit zusammen knapp sechs Prozent an der KirchPayTV GmbH & Co KGaA beteiligen. "Damit ist die langfristige Finanzierung des PayTV-Geschäfts gesichert", erklärte KirchPayTV-Chef Markus Tellenbach am Freitag in München.
Erst Ende August hatte die Kirch-Gruppe Tellenbach zufolge 1,86 Milliarden DM durch den Verkauf ihrer Beteiligung an Rupert Murdochs britischer BSkyB-Gruppe erhalten, um das Geld ins eigene Pay-TV-Engagement mit dem führenden deutschen Abonnentenfernsehen Premiere World zu investieren. Beide neuen Pay-TV-Investoren sind bereits Partner bei der im nächsten Jahr vor dem Börsengang stehenden TV-Kerngesellschaft der Münchner Mediengruppe (Pro Sieben, SAT.1, Kabel 1, DSF, N24), Kirch Media, an der Al Walid 2,76 Prozent und Capital Research 3,27 Prozent halten.
"Mit den zusammen rund 2,7 Milliarden DM verfügen wir über eine ausreichende Liquidität für die nächsten Jahre", sagte Tellenbach der dpa. "Die Anlaufverluste für die Pay-TV-Gesellschaft bis zum Erreichen der Gewinnschwelle 2003 belaufen sich planmäßig auf rund 2,1 Milliarden DM."
Prinz Al Walid, der milliardenschwere Neffe des saudi-arabischen Königs, steigt den Angaben zufolge über seine Londoner Investmentgesellschaft Kingdom Holdings 8 B.V. mit 3,2 Prozent bei KirchPayTV ein und investiert dafür 347 Millionen DM. Er hatte sich bereits durch eine frühere Option günstigere Konditionen gesichert. Capital Research and Management Funds (Los Angeles) erwirbt 2,76 Prozent für 450 Millionen DM. Diese Transaktion basiert auf einer Unternehmensbewertung der KirchPayTV, die der Gesellschaft zufolge inzwischen auf 16,3 Milliarden DM gestiegen ist.
Medienunternehmer Leo Kirch hat bereits Milliarden in das Pay-TV gesteckt. Sein Pay-TV-Sender Premiere World hat das Angebot deutlich ausgeweitet und will vor allem mit der Live-Übertragung der Bundesligaspiele mehr Zuschauer gewinnen. Nach ursprünglicher Planung sollen die Abonnentenzahlen fürs digitale und analoge Angebot in diesem Jahr von 2,2 auf 2,9 Millionen steigen. "Wenn wir diese Zielmarke Ende Dezember nicht durchlaufen, wäre das kein Beinbruch", sagte Tellenbach.
"Unsere digitale Kundschaft hat sich seit dem Start von Premiere World im September 1999 um 78 Prozent auf jetzt 1,6 Millionen erhöht", berichtete der Pay-TV-Chef. Dieses sei die Messgröße für Investoren. Die Kündigungsraten fürs analoge Angebot seien allerdings höher als erwartet. "Gewisse Barrieren und Vorbehalte vor einem Wechsel zur anspruchsvolleren digitalen Bedienungstechnik sind spürbar."
Bis spätestens 2003 will Kirch seine Pay-TV-Gruppe an die Börse bringen. Die Finanzspritze der neuen Gesellschafter werde genutzt, um die Eigenkapitalbasis weiter zu stärken. "Dabei handelt es sich um reine Finanzbeteiligungen", betonte der Pay-TV-Chef. Die Mehrheit an KirchPayTV von 71,47 Prozent hält die KirchHolding GmbH & Co KG. Die restlichen 22,57 Prozent entfallen auf BSkyB. Die britische Pay-TV-Gruppe des australisch-amerikanischen Medienunternehmers Murdoch war Ende 1999 in das deutsche Abonnementfernsehen eingestiegen.
(Quelle: dpa)
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